Gutscheinverkäufe für das lokale Restaurant, Spenden-Aktion für den Kiosk um die Ecke oder finanzielle Hilfe für Personen, die unter der Pandemie besonders leiden: Die Coronakrise hat eine Welle von Unterstützungsinitiativen auf Crowdfunding-Plattformen ausgelöst.
Im Bereich des Crowdsupporting und Crowddonating hat sich das Volumen beinahe verdoppelt. Hingegen wurden weniger KMU- und Konsumkredite über Internetplattformen vergeben als im Vorjahr. Das zeigt der Crowdfunding-Monitor 2021 der Hochschule Luzern.
Im Jahr 2020 erreichte das Volumen im Crowdfunding-Markt ein weiteres Mal einen Rekordwert, wie der Crowdfunding-Monitor der Hochschule Luzern zeigt. So wurden über Schweizer Crowdfunding-Plattformen Projekte im Umfang von insgesamt 606.6 Millionen Franken finanziert.
Wachstum unterschiedlich in Crowdfunding-Bereichen
Das Volumen-Wachstum innerhalb der Crowdfunding-Kategorien fiel 2020 vor allem Covid-19- bedingt unterschiedlich aus. Insgesamt sehr positiv waren die Effekte der Covid-19-Pandemie für den Bereich Crowdsupporting/Crowddonating, wo das Volumen von 24.6 Millionen im Jahr 2019 auf 44.6 Millionen Franken stieg (plus 82 Prozent; siehe Grafik). Die zuvor hohe Wachstumsdynamik im Crowdlending hingegen wurde durch Covid-19 gestoppt. Das Marktvolumen stieg gegenüber dem Vorjahr nur noch um sieben Prozent auf 448 Millionen. Im Bereich Crowdinvesting war das Volumen rückläufig und betrug 2020 noch 114 Millionen Franken (-26 Prozent).
Boom dank Corona-Projekten
Besonders im Bereich Crowdsupporting/Crowddonating wurden aufgrund der Coronakrise viele neue Kampagnen durchgeführt. Bei dieser Form des Crowdfundings werden für soziale, karitative, kulturelle oder unternehmerische Projekte Gelder gesammelt. Teilweise ist die Spende an keine Gegenleistung geknüpft, teilweise erhält der Investor oder die Investorin für seinen Beitrag beispielsweise ein Produkt oder einen Gutschein für das Projekt, das er oder sie unterstützt hat. Im letzten Jahr kamen die finanzierten Gelder oft dem lokalen Gewerbe oder Freischaffenden zugute.
Einerseits wurden diese Kampagnen über bestehende Schweizer Crowdfunding-Plattformen finanziert. Diese führten meist gezielte Initiativen durch, um solche Kampagnen schnell und einfach zu ermöglichen. Andererseits entstanden auch etwa 40 temporäre Plattformen, die lediglich ein paar Monate online waren. Auf diesen temporären Plattformen wurden während des Lockdowns häufig Gutscheine verkauft, welche dann zu einem späteren Zeitpunkt eingelöst werden können.
Rund 270’000 Menschen haben sich an Projekten beteiligt
Die Studienautoren Andreas Dietrich und Simon Amrein von der Hochschule Luzern schätzen, dass im Jahr 2020 rund 270’000 Schweizerinnen und Schweizer Geld für Crowdfunding-Kampagnen gegeben haben. Andreas Dietrich:
«Ich gehe davon aus, dass 2020 viele Personen zum ersten Mal ein Projekt online finanziert haben. Finanzierungen über das Internet haben sich somit weiter verbreitet.»
Wachstum von Crowdlending gebremst
Negative Effekte der Covid-19-Krise waren insbesondere im Bereich Crowdlending zu sehen. Zwar ist das Crowdlending-Volumen insgesamt um 7.1 Prozent gewachsen und der Markt für Crowdlending ist volumenmässig noch immer die wichtigste Crowdfunding-Kategorie in der Schweiz. Im Segment der KMU-Kredite war aber ein Rückgang des Volumens von 60.1 Prozent auf noch 95.9 Millionen Franken zu verzeichnen. Grund für diesen Volumenrückgang war in erster Linie das Covid-19-Kreditprogramm des Bundes, über welches KMU von Banken Kredite bis 500’000 Franken zinslos und ohne Kreditprüfung erhielten.
«Die Crowdlending-Plattformen wurden in diesem Kreditprogramm nicht miteinbezogen»,
so Dietrich. Das
Volumen von Konsumkrediten über Crowdlending-Plattformen ging 2020 ebenfalls zurück, von 67.7 auf 55.4 Millionen Franken. Kräftig zulegen konnten hingegen Immobilienkredite, deren Volumen auf 296.7 Millionen Franken stieg. Für das Jahr 2021 rechnen die Studienautoren insgesamt wieder mit einem höheren Wachstum des Schweizer Crowdfunding-Marktes und mit einem Volumen zwischen 650 und 850 Millionen Franken.
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