Nachdem ich weltweit als Erster über den geplanten Zusammenschluss der Marktplätze von TX Group und Ringier berichtet habe (die Mobiliar habe ich vergessen), möchte ich heute versuchen, die neue Realität einzuordnen.
Für mich ist klar, dass bei den Rubriken Immobilien, Auto und Kleinanzeigen ein Monopol entstehen wird. Eines, das bei den Stellen bereits von den gleichen Akteuren seit längerem betrieben wird. Und für die Konkurrenz wird es eng!
Was kommt zusammen?
Ich konzentriere mich auf den Bereich Immobilien. In den Medien wurde nur von homegate.ch und immoscout24.ch berichtet. Es geht aber um viel mehr. Zu homegate.ch gehören die Marktplätze home.ch, immostreet.ch, alle-immobilien.ch und seit diesem Sommer acheter-louer.ch. Zum Publikationsnetzwerk von immoscout24.ch zählen HEV Schweiz, NZZdomizil.ch, zentralhome.ch, osthome.ch, comparis.ch, etc. Auch wird der Marktplatz auf den Zeitungsportalen von Blick, Bieler Tagblatt, Le Journal und der Gewerbezeitung integriert. Sicher sind diese Partnerschaften mit längerfristigen Verträgen abgesichert.
Mit anderen Worten: Niemand kommt an homegate.ch und immoscout24.ch vorbei.
Casasoft, eine Tochtergesellschaft von Scout24, ist eine wichtige Datendrehscheibe. Viele Immobilienfirmen nutzen CASAONE und liefern so interessante Daten wie Dauer der Ausschreibung, Anzahl Anfragen pro Marktplatz, Preise.
Personalabbau unvermeidlich
Nach dem erfolgten Zusammenschluss braucht es weniger Personal. Es macht ja wenig Sinn, wenn am Montag der Verkäufer von homegate.ch, am Dienstag die Verkäuferin von immoscout24.ch, am Mittwoch der Verkäufer von immostreet.ch und am Donnerstag die Verkäuferin für Neubauprojekten von immoscout24.ch die Kunden besuchen. Im Weiteren braucht es weniger Produktmanager, weniger Softwareentwickler und vor allem weniger Chefs. TX Markets hat heute bereits in Serbien eine eigene Einheit mit Softwareingenieuren. Die Versuchung, weitere Stellen dorthin zu verschieben, wird gross sein.
Der Personalabbau wird also kommen. Dieser führt zu tieferen Kosten, was wiederum die EBITDA-Marge noch oben drückt. Weitere Einsparungen lassen sich mit einer vereinheitlichten Technologie erzielen.
Keine Alternativen in Sicht
Der Aufschrei in der Immobilienbranche ist gross. Vor allem aus dem Umfeld von newhome.ch kommt die lauteste Kritik. Verzweifelt wird auf die WEKO geschaut. TX Group, Ringier und Mobiliar werden im Vorfeld Abklärungen getroffen haben, sonst hätten sie den Zusammenschluss nicht gross angekündigt. Auch der globale Investor wird sich nicht auf ein Abenteuer eingelassen haben. Gemäss Pietro Supino, Präsident der TX Group, wird es kein Weko-Verfahren geben. Dies mit der Begründung, dass der Umsatz des Joint Venture unter der Interventionsschwelle der Weko liege.
Die vier Akteure begründen den Zusammenschluss mit dem Druck von Facebook, Google, Amazon und Co. Mindestens im Immobilienbereich spielen solche internationalen Player keine Rolle. Es wird also eine Monopolisierung des digitalen Rubrikengeschäftes erfolgen.
Auch wenn ich mich mit der nächsten Aussage um Kopf und Kragen schreibe: Der Zug für newhome.ch ist abgefahren. Warum? Schauen wir einfach die Kennzahlen an. Auf similarweb.com habe ich homegate.ch, immoscout24.ch und newhome.ch miteinander verglichen. newhome.ch liegt bei allen relevanten Werten weit hinter den beiden Marktführern zurück. Den Vorsprung haben sich homegate.ch und immoscout24.ch mit viel Geld erkauft. Auch bei den Ökosystemen rennt newhome.ch hinterher.
Was hat der User davon?
Dem Suchenden oder dem privaten Inserenten ist der Zusammenschluss egal. Der Suchende will eine grosse Auswahl und einfache Prozesse. Der private Inserent will weiterhin vernünftige Insertionspreise und möglichst schnell Mieter oder Käufer. Welche Plattform diese Werte liefert, ist egal. Deshalb ist von den Suchenden oder den privaten Inserenten kein Aufschrei zu erwarten. Sie sind ja eh schon bei homegate.ch und immoscout24.ch, wie die Statistiken zeigen.
Sponsoringgelder bye bye
Heute profitieren SVIT Schweiz und die regionalen Marktorganisationen vom bisher erbitterten Kampf zwischen homegate.ch und immoscout24.ch. Die Finanzchefs der Verbände, aber auch aller Veranstalter von Immobilienanlässen, tun gut daran, Sponsoringeinnahmen zukünftig vorsichtiger zu budgetieren. Warum sollen Marketings- und Sponsoringfranken ausgegeben werden, wenn die Plattformen den Markt beherrschen?
Mein persönliches Fazit: Ein Blutbad
Die folgenden Aussagen beschränken sich auf den Immobilienmarkt.
- es entsteht ein Monopol
- der Zug für newhome.ch ist abgefahren
- Nischenplayer werden es schwer haben
- es werden Stellen abgebaut werden
- die Inseratepreise werden nicht sinken (siehe Punkt 1 und 2)
- die vier Aktionäre werden sich über steigende EBITDA-Margen freuen können (heute schon über 40 %)
Die nächsten zwei Jahre werden die Plattformen wegen des Zusammenschlusses mit sich selber beschäftigt sein. Danach wird aber ein digitales Powerhouse den Immobilienmarkt beherrschen. Blutbad in der digitalen Welt.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Proptechnews.ch
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