Fintechnews.ch interviewt in einer Serie von Kurz-Interviews bekannte Schweizer Fintech Influenzer. Dieses Mal sprechen wir mit Andreas Iten über die Fintech Szenen in Singapur und der Schweiz.
Was hat sich in der Pandemie für Dich persönlich verändert?
Auf der einen Seite hat sich mein Leben etwas «entschleunigt», da beispielsweise keine Abendveranstaltungen (Paneldiskussionen, Investoren-Dinner, Meetups etc.) mehr stattfinden und man sich nicht mehr entscheiden muss wohin man geht und wo nicht. Auch das Reisen war offensichtlich kein Thema mehr. Das alles gibt mehr Zeit für die Familie und natürlich erfordert die Situation auch mehr Engagement in der Kinderbetreuung. Auf der anderen Seite ist die Effizienz der geschäftlichen Interaktionen fast erschreckend gestiegen, da viele meiner Geschäftspartner zwangsläufig auch digital arbeiten müssen und sich physische Meetings ersetzen lassen. Ich arbeite seit ca. 5 Jahren völlig papierlos und vollständig digital und daher spielt der Arbeitsort eine untergeordnete Rolle. Homeoffice ist bei mir und meinem Team schon lange «normal».
Ist Deiner Meinung nach Corona der Beschleuniger für digitale Transformation, welcher der Branche bisher fehlte?
Ich glaube nicht, dass die Corona-Pandemie einen unmittelbaren Beschleunigungseffekt auf die Digitalisierung in der Finanzbranche haben wird. Sicherlich hat die Krise vor allem dem Endkunden aufgezeigt, wo es Bedarf gibt. Sämtliche Transformationen sind aber mit erheblichen Investitionen verbunden und ich bin eher skeptisch ob die Banken und Versicherungen in der angespannten wirtschaftlichen Situation aggressiv investieren werden. Gestartete Aktivitäten dürften weitergeführt werden, aber ich bin unsicher wie es sich mit neuen Themen verhalten wird. Diese Entwicklung ist natürlich sehr schlecht für die Endkunden und den Schweizer Finanzplatz, jedoch leider ein bekanntes Muster in einer kurzfristig orientierten Branche. Mein Aufruf an die gesamte Branche lautet demnach: Schiebt geplante und sinnvolle Investitionen in Digitalisierung, Transformation und Innovation nicht auf. Jetzt ist es wichtig, die Opportunitäten der aktuellen Situation zu nutzen und in die Zukunft zu investieren.
Mit was beschäftigst Du Dich derzeit?
Neben einigen operativen Themen beschäftige ich mich zurzeit vor allem mit unserer F10 Strategie. Wir wollen F10 – THE HOME OF FINTECH – weltweit zu einem relevanten Netzwerk entwickeln, verschiedene Hubs in unterschiedlichen Märkten mit Partnern etablieren, den Startup Deal Flow mit der weltweit besten Qualität in der Branche erzeugen und die Kollaboration zwischen etablierten Firmen und Startups sicherstellen. Hier werden wir nun aufgrund der aktuellen Situation ausgebremst, aber ich sehe jedoch auch Chancen gewisse Märkte noch etwas genauer zu studieren. Ein grosses Anliegen ist es mir auch die richtigen Firmen (Banken, Versicherungen, Beraterfirmen und Technologie-Konzerne) als F10 Partner zu gewinnen.
Ihr betreibt neben Zürich auch einen FinTech Incubator & Accelerator in Singapur. Dein Team kennt daher die Fintech Szene in Asien sehr gut. Was verpassen wir in der Schweiz?
Asien ist viel dynamischer als die Schweiz und hat grosse und interessante Heimmärkte. Es ist dort einfacher einen Quantensprung bei der Nutzung von neuen Technologien zu vollziehen. Auch sind die Endkunden digitaler unterwegs und die Adaption geht schneller als bei uns. Davon können wir viel lernen. Was die Qualität und Zuverlässigkeit der Lösungen betrifft, haben wir immer noch einen Vorsprung und ich denke, das ist es was wir beispielsweise nach Asien exportieren können.
Bitte nenne uns ein Fintech in Singapur, das wir unbedingt verfolgen sollen und sag uns warum?
Ich empfehle allen Interessierten einen Blick auf die aktuelle Kohorte des F10 Singapore Incubation Program zu werfen: https://www.f10.ch/p2-selection-information-singapore/ . Dort hat es einige vielversprechende Geschäftsmodelle und Technologieanwendungen dabei und ich bin sicher, dass man von ihnen in Zukunft noch viel hören und sehen wird.
Welches Schweizer Fintech Startup sollten wir neben den F10 Fintechs unbedingt auf dem Radar haben?
Ich finde die Firma Archilyse extrem spannend. Es kein klassisches Fintech mit Bankengeschäftsmodell. Archilyse ist der einzige Anbieter, der die Qualität von Architektur und Immobilien digital und objektiv messbar, vergleichbar und für jedermann verständlich macht. Auf diese Weise unterstützt es Immobilienentscheider bei der Digitalisierung, Bewertung und Optimierung ihrer Objekte sowie bei der Vereinfachung von Prozessen bei der Planung und Verwaltung von Immobilien. Ich glaube, dass die durch Archilyse erhobenen Daten in Zukunft für Banken und Versicherungen von enormer Bedeutung sein werden, um beispielweise Hypotheken auf Knopfdruck anzubieten zu können.
Bitte nominiere einen Schweizer Fintech Influencer mit internationalem Fokus für das Interview.
Ich nominiere Marc Lussy und Spiros Margaris.
*Bio Swiss Fintech Influencer Andreas Iten
Andreas Iten is a highly experienced innovation & entrepreneurship strategist, with proven leadership in high-level innovation, open-innovation, information technology management and entrepreneurship.
Andreas has been working for over 20 years within leading institutions in the IT service, airline & transportation and the financial industry. Since 2015 Andreas was leading technology innovation, and he was the Chief Information Officer for the division Financial Information within SIX. Today he is responsible for the SIX FinTech venture fund.
His specific areas of expertise focus on end-to-end innovation frameworks, innovation ecosystems, entrepreneurial spillovers, emerging technologies, digital innovation, business transformation and Fintech.
Andreas is co-founder of the SIXHackathon (Europe’s largest Fintech coding contest) as well as co-founder and board member of the Zurich based F10 FinTech Incubator & Accelerator.
He is a public speaker and active communicator on social media.
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