Fintechnews.ch interviewt in einer Serie von Kurz-Interviews seit Jahren bekannte Schweizer Fintech Influenzer. Heute sprechen wir mit Prof. Dr. Cornelia Stengel, Partnerin bei Kellerhals Carrard. Cornelia zeigt uns wo die Schweiz führend ist bei der Blockchain und Fintech Regulierung und erzählt uns mehr über ihr neues Projekt “FinTank”.
Cornelia wurde von Oscar Neira nominiert.
Hallo Cornelia, was hat sich während der Covid-19 Pandemie für Dich persönlich verändert?
In der Corona Zeit hat sich beruflich für mich und mein Team nicht viel verändert. Wir beraten weiterhin Unternehmen aus der Finanzbranche bei der Entwicklung und Umsetzung von Innovationen, Projekten rund um Digitalisierung und neue Technologien, aber auch zu neuen Geschäftsmodellen, beispielsweise in Zusammenhang mit Open Banking. Die grösste Veränderung betrifft wohl meinen Arbeitsplatz: ich arbeite jetzt öfter im Homeoffice.
Denkst Du Covid ist der Digital Beschleuniger welcher der Branche bisher fehlte?
Ich kann mir gut vorstellen, dass das eine oder andere Digitalisierungsprojekt schneller vorangetrieben wird. Allerdings ist meines Erachtens mehr als „nur“ Digitalisierung gefragt. Die (Finanz-)Welt entwickelt sich. Neue Technologien, neue Geschäftsmodelle und neue gesetzliche Rahmenbedingungen führen zu tiefgreifenden Veränderungen in der gesamten Finanzbranche und stellen Finanzdienstleister vor grosse Herausforderungen. Denn mit den neuen technologischen Möglichkeiten steigen auch die Ansprüche und die Erwartungshaltung der Kunden.
Um diese weiterhin mindestens zu erfüllen und bestenfalls zu übertreffen, ist unternehmerische Innovation gefragt. Innovation ist allerdings nur dann möglich, wenn eine kontinuierliche, intensive und versierte Auseinandersetzung mit der Zukunft, insbesondere der Entwicklung der Kundenbedürfnisse und der Rahmenbedingungen, stattfindet, die zu Ideen und Visionen für neuartige Geschäftsmodelle führen kann. Diese müssen mit Blick auf ihre wirtschaftliche, technische und rechtliche Umsetzbarkeit analysiert und geprüft werden.
Mit was beschäftigst Du Dich derzeit?
Neben der rechtlichen Beratung von Finanzmarktteilnehmern in meiner Funktion als Partnerin der Wirtschaftskanzlei Kellerhals Carrard engagiere ich mich im Rahmen von Verbänden und Projekten zu meinen Tätigkeitsbereichen, namentlich als Geschäftsführerin des Schweizerischen Leasingverbands, als Co-Director von Swiss FinTech Innovations (SFTI) oder auch als Mitglied von Expertengruppen der Bundesverwaltung und ständiger Gast der Fachkommission Digitalisierung der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg).
Mein neuestes Projekt ist der #FinTank an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Die Schaffung von Innovation ist in der Finanzbranche eine besonders grosse Herausforderung, weil dabei die unterschiedlichsten Bedürfnisse und Anforderungen von Kunden, Geschäftspartnern, Aktionären, Mitarbeitern, Behörden, ja des gesamten Finanzplatzes, zu berücksichtigen sind. Es sind neben ökonomischen und technologischen Aspekten immer auch regulatorische Rahmenbedingungen relevant, deren Verständnis spezifisches Fachwissen voraussetzt.
So stellen sich bei der Entwicklung von innovativen Geschäftsmodellen im Finanzbereich regelmässig grundsätzliche Fragen etwa im Bereich des nationalen und internationalen Finanzmarkt- bzw. Finanzdienstleistungsrechts sowie der Datenschutz- und Geldwäschereigesetzgebungen. Häufig sind die geltenden Bestimmungen schlicht nicht auf die neuartigen Geschäftsmodelle zugeschnitten, was eine rechtssichere Umsetzung zusätzlich erschwert. Im Rahmen des #FinTanks können diese vielfältigen Fragen rund um Innovation in der Finanzbranche mit einem interdisziplinären und unabhängigen Team angegangen werden.
Du beschäftigst Dich ja intensiv mit den rechtlichen Voraussetzungen von Fintech, wie stehen wir hier in der Schweiz?
Ich bin überzeugt, dass sich die Schweiz mit ihren meist prinzipienbasierten regulatorischen Grundlagen und dem von Wirtschaft und Politik, aber eben auch von Behörden und Gesetzgeber bewiesenen Interesse an deren Weiterentwicklung, als führender, innovativer und nachhaltiger Standort für FinTech- und Blockchain-Unternehmen etablieren und weiterentwickeln wird.
Wie kommt ein Fintech Startup in Zürich an Unterstützung in der Covid Zeit? Hier ist Zürich ja (bisher) explizit ausgeschlossen: https://covid19.easygov.swiss/kantone/
Zu Fragen aus verschiedensten Rechtsgebieten in Zusammenhang mit der Corona Pandemie hat meine Kanzlei Informationsmaterial bereitgestellt: vgl. hier.
Was diskutiert ihr in der Expertengruppe der Bundesverwaltung “Distributed Ledger Technology “?
In dieser Expertengruppe werden insbesondere die Eckpfeiler der neuen Regelungen zur digitalen Übertragung von Vermögenswerten und deren Handel diskutiert. Diese Vorlage wird im Juni im Nationalrat behandelt.
Gibt es was, welches wir in diesem Hinblick von anderen Ländern lernen könnten?
Die Schweiz gehört mit dieser DLT-Vorlage zu den Pionieren. Es werden verschiedene Bundesgesetze (insbesondere das Zivil- und Finanzmarktrecht) punktuell angepasst. Ziel ist die Erhöhung der Rechtssicherheit, die Beseitigung von Hürden für Anwendungen, die auf Distributed Ledger Technology basieren, sowie die Begrenzung von Missbrauchsrisiken.
Welches Schweizer Fintech Startup sollten wir unbebdingt auf dem Radar haben?
Yapeal natürlich – ich bin Aktionärin.
Bitte nominiere einen anderen Globalen Schweizer Fintech Influenzer für das Interview
Ich nominiere Anja Vujovic.
Swiss Fintech Influencer Cornelia Stengel
Cornelia Stengel ist Rechtsanwältin für Finanzmarktrecht (insbesondere in Zusammenhang mit Leasing-, Konsumkredit- und Kreditkartengeschäft) sowie Datenschutzrecht. Sie hat spezielle Erfahrung in der rechtlichen Analyse neuer Produkte, Systeme und Technologien auf dem Finanzmarkt (FinTech) und berät in interdisziplinären Teams in allen Phasen eines Projektes von der Prüfung und Umsetzung betriebswirtschaftlicher und regulatorischer Anforderungen über die vertragliche Ausgestaltung bis hin zur Gestaltung interner Prozesse.
Ihre praktische Erfahrung bringt Cornelia Stengel als Gastprofessorin und Leiterin des interdisziplinären #FinTank an der FHNW und Dozentin an verschiedenen Hochschulen in die Wissenschaft ein.
Daneben engagiert sich Cornelia Stengel in Arbeitsgruppen und Verbänden zu ihren Tätigkeitsbereichen, beispielsweise in ihrer Funktion als Geschäftsführerin des Schweizerischen Leasingverbands (SLV), als Co-Director von Swiss Fintech Innovations (SFTI), als Mitglied der Arbeitsgruppen Finanzmarktpolitik, Datenschutz und Datenpolitik der economiesuisse oder auch als Mitglied der Blockchain Taskforce. Sie unterstützt als Expertin die Bundesverwaltung in Zusammenhang mit der Ausarbeitung der DLT-Gesetzesvorlage und ist gewählt als ständiger Gast der Fachkommission Digitalisierung der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg).
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