Nach einem leichten Rückgang zu Beginn des Jahres hat das durch Kryptowährungen ermöglichte Crowdfunding wieder rasant zugelegt.
Alleine von Januar bis Mai hat das Initial Coin Offering beinahe doppelt so viel Kapital abgeschöpft wie im gesamten Rekordjahr 2017. Das belegen die aktuellsten Analysen im Rahmen des ICO Reports von PwC Strategy& und der Schweizerischen Crypto Valley Association (CVA).
Investitionsvolumen mit neuen Dimensionen
Insgesamt wurden seit Anfang Jahr 537 ICOs mit einem Gesamtvolumen von über 13.7 Mrd. USD durchgeführt. Zum Vergleich: 2017 gab es insgesamt 552 ICOs mit einem Volumen von etwas mehr als 7.0 Mrd. USD. Auch die durchschnittliche Grösse eines ICOs hat sich gegenüber dem letzten Jahr von ca. 12.8 Mio. USD auf über 25.5 Mio. USD beinahe verdoppelt.
Zwei Unternehmen knackten die Milliardengrenze, Telegram mit 1.7 Mrd. USD sowie EOS mit 4.1 Mrd. USD. Diese Dynamik spiegelt sich auch in der Rangliste der grössten ICOs wieder. Seit dem ersten Report von PwC Strategy& und der CVA im Dezember 2017 sind zehn neue Projekte in die Top 15 eingestiegen. Davon sind gleich sechs in der Schweiz angesiedelt.
Schweiz behauptet sich als «Crypto Valley»
Die Schweiz ist neben den USA und Singapur einer der drei wichtigsten ICO-Hubs, nicht zuletzt dank Fortschritten bei der Regulierung. Daneben hat vor allem Grossbritannien stark an Terrain gewonnen. Kleinere Länder und Stadtstaaten wie Hongkong, Gibraltar, Malta oder Liechtenstein springen ebenfalls auf den Zug auf und kopieren die Krypto-freundlichen Modelle Singapurs sowie der Schweiz.
Weltweit lassen sich bis dato drei dominante Regulierungsmodelle identifizieren: Die USA setzt auf ein zentralisiertes System, in dem sämtliche durch ICO angebotene Tokens als Wertschriften gehandelt werden. In Europa setzt sich dagegen eine differenzierte Regulierung durch.
Die FINMA beispielsweise klassifiziert Tokens in drei Unterarten: Wertschriften, Zahlungsmittel oder sog. «Utility Tokens», die keine eigentliche Investition darstellen, sondern dem Käufer direkt Zugang zum Produkt oder Service des ICOs ermöglichen. In Asien schliesslich ist die Regulierung sehr heterogen und reicht vom strikten Verbot bis zur aktiven Förderung von ICO-Projekten.
Das grosse Buhlen um die Startups
Daniel Diemers, Leiter Blockchain EMEA bei PwC Strategy& sagt,
«Der Wettbewerbsdruck zwischen den Ländern ist gross.»
Die Startups sind im Vergleich zu traditionellen Unternehmen sehr mobil. Bietet ein Standort keine idealen Rahmenbedingungen mehr, kann er mit relativ geringem Aufwand gewechselt werden.
«Eine entscheidende Rolle werden diesbezüglich verstärkt auch die Banken spielen, wenn es darum geht, diesen Startups anhand von Firmenkonten Zugang zum normalen Zahlungsverkehr zu ermöglichen. In der Schweiz gibt es aktuell erst sehr wenige Finanzinstitutionen, die sich gegenüber Kryptowährungen und Blockchain-Startups öffnen»,
so Diemers.
Nach dem Hype 2017: Krypto-Branche wird erwachsen
Die verbesserte Regulierung schafft mehr Transparenz, schützt die Investoren und stärkt das Vertrauen. Allgemeingültige Compliance, z. B. in Bezug auf Geldwäschereigesetze oder die Legitimation von Neukunden, ist bereits heute Standard und wird an allen etablierten Standorten gefordert. Zwar fallen die Investitionsvolumina dadurch leicht geringer aus.
«Aus anlagestrategischer Sicht bleiben ICOs weiterhin attraktiv und behaupten sich erfolgreich entlang traditioneller Formen der Risikokapitalfinanzierung durch Venture Capital Fonds, Banken und spezialisierte Finanzgesellschaften. Hybride Modelle, bei denen die klassische Finanzierung durch eine Kryptowährung ergänzt wird, stellen eine ernstzunehmende Alternative zur Beschaffung liquider Mittel dar»,
betont Daniel Diemers. Die professionellen Risikokapitalgeber validieren dabei das Geschäftsmodell des ICOs, während die Krypto-Anleger wiederum die Idee sowie das Marktpotenzial bestätigen.
Diemers ergänzt:
«Technologie- und insbeson- dere Blockchain-Startups setzen vermehrt auf diese Finanzierungsmethodik, aber auch traditionelle Unternehmen steigen inzwischen in das Geschäft ein.»
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