Die Schweizer Banken arbeiten an Open Banking. Der Bundesrat sieht sogar Fortschritte bei Umsetzung.
Doch die Menschen in der Schweiz spüren davon noch nichts. Das hat damit zu tun, dass «die Ziele […] noch nicht vollständig erreicht sind», so der Bundesrat. Schade eigentlich, denn die Möglichkeiten von Open Banking könnten für Bankkunden einen echten Mehrwert bieten – vor allem, wenn sie mit den Möglichkeiten von KI kombiniert werden.
Bankkunden arbeiten für die Banken
Heute haben Schweizerinnen und Schweizer im Durchschnitt zwei Bankbeziehungen. Ob das für sie immer die besten Bankbeziehungen sind, ist fraglich. Denn Bankkundinnen und -kunden bezahlen oft zu viel Gebühren und erhalten zu wenig Zinsen. Das hat hauptsächlich damit zu tun, dass sie die Konditionen der Banken nicht kennen – auch der Hausbank nicht.
Schweizer Bankkunden «verschenken» so rund 13.4 Milliarden Franken pro Jahr. Allein bei Sparkonten (2.5 Mrd.) und Privatkonto/Debitkarte (2 Mrd.) – also Produkten, die jeder hat – sind das rund 500 Franken pro Einwohner. Schweizerinnen und Schweizer arbeiten also im Durchschnitt eineinhalb Tage, um bei ihrer Bank nicht die besten Konditionen zu haben.
Und trotzdem wechseln sie ihre Bankbeziehung nicht. Warum nicht? Weil sie den Aufwand scheuen. Nicht nur den Aufwand für die Kontoeröffnung, sondern auch den Aufwand, das Geld zu verwalten: «Wäge dem Bitzeli…»
idibeko – mein Traum
Open Banking kombiniert mit künstlicher Intelligenz hat das Potential, den Markt zu verändern. Stellen Sie sich folgendes Szenario vor:
Alle meine Bankkonten sind über Open Banking mit dem (fiktiven) Service «idibeko» («immer die besten Konditionen) verbunden. idibeko kennt die Konditionen (Zinsen, Rückzugsbedingungen etc.) aller meiner Konten – und die aller anderen Banken. Da idibeko Zugriff auf alle meine Konten hat, kann es meinen Liquiditätsbedarf analysieren und eine entsprechende Planung erstellen.
Basierend auf dieser Analyse schlägt idibeko immer die beste Anlagemöglichkeit für meine Finanzen vor. Die Umschichtungsvorschläge können per Knopfdruck akzeptiert werden – die Umsetzung übernimmt idibeko.
Wenn idibeko ein besseres Produkt bei einer Bank findet, bei der ich noch kein Konto habe, bietet idibeko mir direkt die Kontoeröffnung an. Dank der neuen e-ID kann idibeko in Zukunft (vielleicht) die Kontoeröffnung selbst übernehmen und die Überweisung vornehmen, sobald das Konto verfügbar ist.
Da idebko die Rückzugsbedingungen aller Konten kennt, muss ich nur noch einen Bruchteil auf einem (unverzinsten) Privatkonto halten. Denn wenn ich mal mehr Liquidität brauche, zieht idibeko die benötigte Summe von den verschiedenen Banken und Konten zusammen – so dass keine Rückzugslimite verletzt wird.
Damit idibeko nicht einfach macht, was es will, kann ich Limiten und Wünsche definieren. Einfach als Freitext. Zum Beispiel so: «Ich möchte nicht mehr als 100’000 Kunden bei einer Bank angelegt haben. Verteile das Geld so, dass ich jederzeit 50’000 abheben kann. Berücksichtige nur reine Schweizer Banken. Bei der Bank xy möchte ich nie ein Konto.»
Gut für Bankkunden – und für Banken?
idibeko wird unweigerlich die Arbeit der Banken verändern.
Banken, die heute zusätzliche Kundengelder benötigen, müssen sich heute intensiv um diese bemühen. Es reicht nicht, einfach die Zinsen zu erhöhen. Potenzielle Kunden müssen erst einmal vom Angebot erfahren. Es muss Werbung gemacht werden. Vergleichsplattformen müssen die neuen Konditionen publizieren – bei neuen Konten, ist das nicht immer so einfach, wie es tönt. Kunden müssen in Einzelgesprächen beraten und überzeugt werden.
Ein Kampf gegen die Trägheit der Kunden.
Mit idibeko wird das anders. Einfach die Konditionen etwas erhöhen und idibeko optimiert die Verteilung auf die verschiedenen Konten und Banken. Neugeld fliesst schnell und zuverlässig rein – bis eine andere Bank noch bessere Konditionen bietet.
Ja, das wird das Bankgeschäft verändern. Einfach die Zinsen senken und darauf wetten, dass die Kunden träge sind und das Geld nicht abziehen, wird nicht mehr funktionieren. Zinsanpassungen müssen wohlüberlegt sein. Nach oben und nach unten.
Auch für die Bankkunden brechen neue Zeiten an. Endlich kriegen sie etwas ihr Erspartes.
Der alte Slogan «Lass dein Geld für dich arbeiten» wird endlich Wirklichkeit.
Dieser Blog Post erschien zuerst auf dem Blog von Claudio Gisler
Titel-Bild Nachweis: Bearbeitet von Freepik
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