Schweizer Retail-Banken: Wie die progressive Modernisierung der Bank-IT gelingt

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Wie Banken mit der progressiven, Journey-fokussierten Modernisierung risikoarm und schnell ihre IT modernisieren und die Ausgaben von der Pflege der Legacy IT hin zu Investitionen für Wachstum verlagern.

Alle etablierten Banken haben erkannt, dass die Modernisierung ihrer IT erforderlich ist. Doch der Modernisierungsprozess erscheint eher wie ein endloser Kampf. Ihr Gegner ist der Legacy Technology Stack aus veralteten, kostspieligen und unzusammenhängenden Systemen.

An das Kernbankensystem werden ständig Änderungswünsche herangetragen, was dazu geführt hat, dass es übermäßig komplex geworden und mit Funktionen aufgebläht ist, die nie dort hätten angesiedelt werden dürfen. Hinzu kommt: Die Lösungen der Banken für die einzelnen Kundenkanäle wurden ursprünglich isoliert entwickelt und haben sich im Laufe der Zeit zu teuren Silos entwickelt, was überdies zu einem Mangel an Synergien führt. Die Aufzählung der Probleme der Legacy IT ließe sich noch lange fortsetzen.

Im Ergebnis sind die Banken nicht mehr in der Lage, die sich ändernden Kunden- und Geschäftsanforderungen zu erfüllen. Sie stecken im Wartungsmodus und der Brandbekämpfung fest, was sie daran hindert, Innovation und tatsächlichen Wert zu schaffen.

In diesem Umfeld steigt der Druck auf die IT-Verantwortlichen, einen geschäftlichen Mehrwert zu schaffen. Und im heutigen geopolitischen Klima sollen sie zudem mit weniger Ressourcen mehr leisten. Sie müssen eine “Invest-to-Win”-Strategie definieren und umsetzen, die den Fokus von Kostensenkung und Leistungsoptimierung auf Investitionen für Wachstum verlagert. Sie müssen die IT im großen Stil modernisieren.

Die menschlichen Aspekte der Modernisierung

Doch viele IT-Verantwortliche bei Banken blicken sorgenvoll auf derartige Projekte zur digitalen Transformation. Denn bei größeren Projekten besteht das Risiko, dass es zu gravierenden Verzögerungen und Kostenexplosionen kommt oder dass sogar das komplette Projekt scheitert. Beides kann negative Konsequenzen für die Verantwortlichen nach sich ziehen.

Zudem ist ein „Inside-out“-Denken weit verbreitet: Interne Faktoren und Prozesse bilden den Ausgangspunkt für die Entscheidungen und Handlungen der Bank. “Inside-out”-Denken hat seine Berechtigung, doch da viele etablierte Banken parallel kein “Outside-in”-Denken betrieben haben, verloren sie die Kundenzentrierung aus den Augen.

Viele erfolgreiche Unternehmen, die etablierte Banken derzeit herausfordern – wie Big Techs, Fintechs oder Challenger-Banken – setzen dagegen stark auf das “Outside-in”-Denken, da es ihnen hilft, Kundenbedürfnisse zu verstehen und Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die diese Bedürfnisse erfüllen. Bedingt durch den Fokus auf “Inside-out“ fehlt Banken jetzt die Helikopterperspektive bzw. ein Nordstern: Ein klares Ziel und ein starker Eindruck, wie der Weg zum Ziel aussieht.

Die Risikoaversion und das Fehlen eines klaren Ziels sorgen dafür, dass etablierte Banken oft nur punktuelle Verbesserungen an ihrer IT vornehmen. Anstatt ihre IT-Architektur um den Kunden herum neu aufzubauen, überarbeiten viele Banken nur einzelne Punktlösungen. Das führt aber nicht zu Investitionen ins Wachstum und zur Customer Experience, die die Kunden erwarten.

Klares Ziel für die Modernisierung: Engagement Banking

Die IT muss umfassend modernisiert werden, das steht außer Frage. Nur das befähigt Banken, ihre operative Exzellenz zu optimieren, die Agilität und Skalierbarkeit zu steigern, neue technische Möglichkeiten zu nutzen und Kunden eine bessere Experience zu bieten. Doch um diese Milestones zu erreichen, ist zuallererst ein klares Ziel nötig, was diese Milestones zu einem Weg verbindet. Dieses Ziel ist der Big Shift vom traditionellen Banking zum Engagement Banking.

Beim Engagement Banking steht der Kunde im Zentrum. Eine dementsprechend hohe Bedeutung haben nahtlose Customer Journeys und eine exzellente Customer Experience. Das leistet die Bank, indem im Front Office, Back Office und Business Support so viele administrative, manuelle und repetitive Tasks wie möglich digitalisiert und automatisiert werden.

Die Mitarbeitenden dieser Abteilungen werden dadurch von den wenig wertschöpfenden Aktivitäten entlastet und haben mehr Zeit für Aktivitäten, die den Umsatz und die Kundenzufriedenheit steigern. Gleichzeitig werden sie mit modernen Software-Oberflächen bei der Kundenbetreuung unterstützt, was ihre Produktivität steigert.

Zusätzlich werden auch die Mitarbeitenden in der IT durch die Modernisierung von den wenig wertschöpfenden administrativen, manuellen und repetitiven Tasks entlastet. Das ist bitter nötig, denn zu viele IT-Mitarbeitende sind komplett damit ausgelastet, den Betrieb am Laufen zu halten, und haben keine Zeit, Innovationen zu entwickeln und auszurollen. Das führt dazu, dass die Bank sich nicht vom Wettbewerb differenzieren kann. Wenn die Bank also hier ansetzt und diesen Zustand beendet, indem sie ihren Tech Stack in Richtung Engagement Banking modernisiert, lösen sich viele Probleme der IT (zu hohe Kosten, keine Ressourcen frei, Kampf um knappe IT-Fachkräfte) mit der Zeit von selbst.

Progressive Modernisierung: ein schneller, risikoarmer und kosteneffizienter Ansatz

Der Big Shift zum Engagement Banking definiert das Ziel, doch auch der Weg dorthin muss gemeistert werden. IT-Verantwortliche stehen daher vor der Frage, wo und wie sie die Modernisierung beginnen. Dazu gibt es keine Patentlösung. Banken müssen ganz pragmatisch an einer Stelle anfangen und sich dann in die richtige Richtung – zum Engagement Banking – bewegen.

Generell stehen ihnen zur Modernisierung drei Ansätze zur Verfügung. Der Greenfield-Ansatz, der Big-Bang-Ansatz und die progressive, Journey-fokussierte Modernisierung. Der Big-Bang-Ansatz birgt enormes Risiko, zu scheitern, dauert lange und kann extrem kostenintensiv ausfallen. Der Greenfield-Ansatz ist leider auch nicht praktikabel, da bei einem komplett neuen System auch alle Bestandskunden komplett neu ge-onboarded werden müssen.

Daher ist die progressive, Journey-fokussierte Modernisierung der beste Ansatz für die meisten etablierten Banken. Dabei werden Legacy-Systeme allmählich und schrittweise modernisiert. Zunächst werden bestimmte Bereiche (Customer Journeys) der Legacy-Systeme ermittelt, die die meisten Probleme verursachen. Diese Komponenten werden dann nach und nach ersetzt oder aktualisiert, während der Rest des Systems (zunächst) beibehalten wird (siehe Grafik unten).

Durch diesen schrittweisen, iterativen Ansatz verringern Banken das Risiko, kontrollieren die Kosten und verbessern Agilität sowie Wettbewerbsfähigkeit. Insgesamt ist die schrittweise Modernisierung ein pragmatischer und realisierbarer Ansatz für die Modernisierung von Legacy-Systemen in Banken.

Eine Engagement-Banking-Plattform unterstützt die progressive Modernisierung

Modernisierungsansatz und Ziel stehen fest: Mit der progressiven, Journey-fokussierten Modernisierung erfolgt der Shift zum Engagement Banking. Die Methode und die Richtung sind klar. Es fehlt nur noch ein einheitliches und durchdachtes Fundament, auf dem die neuen Journeys laufen und dass die Tasks, die keine große Wertschöpfung haben, digitalisiert und automatisiert.

Dieses Fundament kann durch eine Engagement-Banking-Plattform (EBP) gebildet werden. Eine gute EBP ist eine umfassende, einheitliche Plattform, die so konzipiert ist, dass sie nicht nur den sich ständig ändernden Bedürfnissen der Bankkunden gerecht wird, sondern Banken auch in die Lage versetzt, schnell zu innovieren und mit den raschen Fortschritten in der digitalen Landschaft Schritt zu halten.

In anderen Worten: Eine gute EBP ist vergleichbar mit einem Baukasten für die Bankenmodernisierung, das für jede Bank maßgeschneidert werden kann und gleichzeitig vieles out of the Box mitbringt. Eine API-gestützte offene Architektur macht die Plattform modular und ermöglicht es, schnell Customer Experiences zu erschaffen, mit denen sich eine Bank im Wettbewerb positiv abheben kann. Eine EBP ermöglicht „Buy and Build“ für Geschwindigkeit und Differenzierung gleichermaßen.

Teil der Plattform (und damit eingekauft) sind leistungsstarke, direkt einsetzbare Out-of-the-Box-Funktionen und Customer Journeys, die rasch zu bestehenden technische Ökosystemen hinzugefügt werden können und sofortigen Mehrwert schaffen. Auf der EBP lassen sich aber auch unkompliziert individuelle Funktionen und Customer Journeys entwickeln, um differenzierte Angebote zu schaffen. Diese Kombination aus „Buy and Build“ ermöglicht es Banken, Alleinstellungsmerkmale zu entwickeln, die komplette Customer Experience zu verbessern und sich positiv von den Marktbegleitern abzuheben. Und durch die Wiederverwendung von Bausteinen über die verschiedenen Ebenen des Maschinenraums hinweg können Banken Journeys ersetzen, entwickeln und an ihre individuellen Bedürfnisse anpassen (siehe Grafik unten).

Nach Einkauf und Integration der Engagement-Banking-Plattform können Banken also Schritt für Schritt neue, effizientere Funktionen und Customer Journeys einführen, die auf der Plattform laufen und die Aufgaben der Altsysteme übernehmen. Dann können die Altsysteme heruntergefahren werden.

Beispielsweise stellt eine gute EBP zahlreiche Customer Journeys sowie eine Banking App zur Verfügung und stellt deren Anbindung an das Kernbankensystem etc. sicher. Pflege und Weiterentwicklung der„alten“ Customer Journeys und der „alten“ Banking App in der Legacy IT fallen somit weg – und damit sinken die Kosten für die Legacy IT. So werden Budgets und Ressourcen wirklich für kontinuierliche Modernisierung und Innovation eingesetzt. (siehe Grafik unten).

Dabei bestimmt die Bank im Rahmen der progressiven Modernisierung, wie schnell sie welche Funktionen und Customer Journeys von den Altsystemen auf die EBP umzieht. Je mehr sie auf die EBP verlagert, desto mehr schöpft die Bank das Potenzial der Plattform aus.

Auf das Fundament folgen alle weiteren Stockwerke

Stellen wir uns die IT der Bank wie ein Haus vor: Das alte Haus passt nicht mehr zu den aktuellen Anforderungen. Es ist zu klein, es geht zu viel Wärme verloren und ständig muss etwas repariert werden. Und weil alles hochindividuell und nicht standardisiert ist, müssen für jede Reparatur oder Erweiterung teure Experten anrücken.

Ein neues Haus muss her. Eigentlich will man in einem Rutsch in dieses neue Haus umziehen, aber das geht nicht. Daher erfolgt der Umzug schrittweise. Und mit jedem Umzugsschritt wird das neue Haus größer und besser. Gleichzeitig sinken die Kosten für das alte Haus. Und weil im neuen Haus alles modern und standardisiert ist, sind hier Reparaturen und Erweiterungen viel günstiger und schneller möglich.

Von enormer Bedeutung für eine erfolgreiche Modernisierung der Bank-IT ist also der Plattformansatz: Anstatt nur unzusammenhängend und punktuell bestimmte Insellösungen zu überarbeiten, wird bei der progressiven Modernisierung zunächst eine Engagement-Banking-Plattform integriert.

Die Engagement-Banking-Plattform ist das Fundament des neuen Hauses. Sie ermöglicht es Banken, ihre wichtigsten Customer Journeys schrittweise zu modernisieren und sich dabei strategisch in die richtige Richtung zu entwickeln.

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